Am 27. März
veranstaltete der La Palma WeinClub in Tazacorte eine besondere Ver-kostung:
Die Gäste waren aufgerufen, in einer Blindverkostung den besten Albillo Wein La
Palmas zu küren. Schon die Vorauswahl bot eine Überraschung: Immerhin gibt es
auf dieser kleinen Insel momentan 13 Albillos unterschiedlicher Jahrgänge und
Qualitäten zu kaufen – aber bekanntlich kann niemand ohne ernsthafte gesundheitliche
Probleme 13 Weißweine an einem Abend testen – also traf ich zu-sammen mit dem
Team vom La Palma WeinClub nach besten Wissen und Geschmack eine Vorauswahl von
immerhin noch 7 Albillos.
Und genau da fängt meine Geschichte über das Naturprodukt
Wein auf La Palma an. Mit den palmerischen Weinen vertraute Genießer wissen die
Albillo-Traube und den daraus gekelterten Wein sehr zu schätzen, nicht ohne
Grund wird Albillo auf La Palma als „die Königin“ der weißen Weine bezeichnet,
wie der Riesling in Deutschland und fast überall auf der Welt. Nur dass der
Albillo ein nicht ganz so ein gelungenes Spiel zwischen Säure und eleganter Fruchtigkeit
aufweist wie der Riesling. Apropos Naturprodukt – im Erntejahr 2014 war hier
auf La Palma alles ein bisschen anders, auch für die Albillo Traube, die
bekanntlich eher auf den humusreichen Böden im feuchteren Norden der Insel
gedeiht. Schon bei der Vorauswahl war schnell klar – der Albillo und seine
Weine werden ihrem sehr guten Ruf im Jahr 2014 nicht so ganz gerecht, es fehlte
im Norden einfach an Sonne, um die Trauben in Höhenlagen zwischen 800 – 1400
Meter richtig ausreifen zu lassen.
Nun möchte ein ambitionierter WeinClub seinen Gästen nicht einige mehr oder weniger leicht „unreife
oder dezent krautig-grasig“ schmeckende Albillo-Weißweine zur Beurteilung
kredenzen – die letztendlich an den guten Ruf und exzellenten Geschmack der
letzten Jahre nicht wirklich heranreichen können.
Was tun: Letztendlich habe ich mich „als Vorkoster“
für die Albillo-Weinauswahl im La Palma WeinClub entschieden, in dieser
Blindverkostung nicht nur 2014er Albillos, sondern die gesamte Vielfalt und das
handwerkliche Können der palmerischen Winzer rund um die Traube Albillo zu
präsentieren. So fanden sich unter den 7 zur Verkostung anstehenden Albillos
nicht nur ein von Vega Norte im Barrique ausgebauter Albillo Criollo von 2013
und ein „alter“ Albillo von El Nispero aus dem Jahre 2011 (der im Gegensatz zu
alten Rieslingen keinerlei Firnis-Note aufwies) – sondern auch ein halbsüßer
Albillo von Piedra Jurada aus der Ernte 2014 (wohl eine gute Idee von der
jungen Winzerin aus Las Tricias, die leicht unreifen Albillo Trauben nicht ganz
durchgären zu lassen und so ein wenig – leider in diesem Fall etwas zu viel – Süße
in die Flasche zu retten). Schade, dass die beiden 2014er Albillos von dem
jungen Wilden aus dem Norden (Juan Jesus von Bodega Tagalguen) und der jungen
Wilden aus dem Süden (Victoria von Bodega Matias i Torres) noch nicht fertig
waren, wahrscheinlich liegen diese beiden Weißweine noch – durchaus in
palmerischer Tradition – im Holzfaß … wir dürfen gespannt sein bei einer der
nächsten Verkostungen.
Letztendlich konnten aber die „Exoten“ unter den Albillos die
beiden Platzhirsche nicht vom Podest stoßen, die trotz widriger
Witterungsbedingungen – wenn auch nicht 100% perfekte – so doch gelungene
Albillos produzieren konnten: Der 2014 Albillo von El Nispero landete ganz
knapp vor dem 2014 Albillo Criollo von Vega Norte auf dem ersten Platz.
Überraschend umso mehr, als mit Vega Norte eine Bodega mit einer
Volumen-Strategie und mit El Nispero eine Bodega mit einer klaren
Präferenz-Strategie in 2014 unangefochten die beiden besten Albillos von La
Palma produzieren. Aber von der Natur im positiven wie negativen Sinne sind gottseidank
noch immer alle palmerischen Winzer abhängig – im Gegensatz zum Beispiel zu den
Retorten-Weinen ihrer kalifornischen Kollegen – auch wenn die Königin der
weißen Trauben auf La Palma 2014 nicht ganz so elegant und überlegen wie in
Jahren mit besseren Witterungsbedingungen daherkam. Freuen wir uns lieber auf
ein gutes Weinjahr 2015 - und weiterhin auf
das unverfälschte Naturprodukt „palmerischer Wein“.
Mit herzlichen Grüßen – wir sehen uns im LaPalma WeinClub
Ihr Jürgen Michalzik
La Palma WeinClub